Prozess Orientierte Psychologie (POP)
Nach Arnold Mindell
Prozessarbeit nach Arnold Mindell
Die Prozessorientierte Psychologie, auch Prozessarbeit genannt, wird seit 1981 von Arnold Mindell und MitarbeiterInnen entwickelt. Als interdisziplinärer, erfahrungsorientierter Zugang zu persönlichen und kollektiven Veränderungsprozessen folgt Prozessarbeit dem sich stetig verändernden Fluss menschlicher Erfahrung, den sie als „Prozess“ bezeichnet. Der Arbeits-Fokus ist phänomenologisch oder wahrnehmungsorientiert und unterstützt und entfaltet Veränderungsprozesse durch Aufgreifen und Bearbeiten von Signalen.
Signale, die normalerweise als unwichtig, irrelevant oder unpassend zur Seite geschoben werden, spielen dabei eine zentrale Rolle. Sie werden entfaltet, mit bewusstseinsnäheren Erfahrungen verknüpft und in einen sinngebenden Erlebenskontext gestellt. Ziel ist Bewusstwerdung und Integration auf den Ebenen von Individuum, Beziehung, Team, Gruppe und Gemeinschaft.
Worldwork / prozessorientierte Gruppenarbeit
Prozessarbeit versucht, der Gruppe als Ganzes zu mehr Bewusstheit über sich zu verhelfen. Eine Gruppe ist mehr als eine Ansammlung von Individuen, die für einen bestimmten Zweck versammelt sind, sie bildet ein Feld, das jeden Einzelnen braucht, um sich auszudrücken und sich zu entwickeln. So wie Einzelne, haben auch Gruppen eine primäre Identität: Der Anlass, Grund, weshalb die Gruppe sich trifft. Die Frage nach dem „Wir“ einer Gruppe ergibt ihre primäre Identität, die Frage nach dem „Nicht-Wir“ ergibt all das, was ausgegrenzt wird in der Gruppe. Auch der träumende Hintergrund des Gruppenfeldes soll einbezogen, identitäts-fernes (sekundäres) Material geortet werden, um ihm zum Ausdruck zu verhelfen, was der Gruppe zum Wachstum verhilft.
Führerschaft
Aus prozessorientierter Sicht ist der wahre Führer einer Gruppe der träumende Hintergrund des Gruppen-Feldes. Wer auch immer diesem Hintergrund zu folgen vermag und ihn ausdrücken kann, ist im Moment der Führer. Auch Führerschaft ist so gesehen eine Rolle, die von vielen verschiedenen Leuten besetzt werden kann. Im Gegensatz dazu binden die meisten Führungs-Konzepte die Rolle sehr stark an die Person.
Tiefendemokratie
Ein wichtiges Anliegen der Prozessarbeit ist die „tiefe Demokratie“. Diese Einstellung nimmt alle Teile eines Prozesses oder Feldes (beim Individuum und in einer Gruppe) wichtig. Dadurch sorgt Prozessarbeit dafür, dass auch die jeweiligen Minderheiten unterstützt und gehört werden. Kurz: Alle Stimmen und Rollen im Feld wollen gesehen und anerkannt sein und zum Ausdruck kommen.
Arnold Mindell: „Mir liegt der Gedanke sehr am Herzen, dass inneres Selbst, Beziehungen und die Welt alle Aspekte ein und desselben Gemeinschaftsprozesses sind.“